15/1/2020 1 Comment Blog #3 - Alle Flüge gestrichen!Endzeitstimmung über Metro Manila
Der etwa 70km von Manila entfernt liegende Vulkan "Taal" spuckt Asche. In den Strassen zwischen den riesigen Wolkenkratzern mussten sich gerade apokalyptische Szenen abgespielt haben, als sich der Staub schleichend über Metro Manila niederlegte. Obwohl ich traditionell stets gut informiert bin, hätte ich davon beinahe nicht mal etwas mitgekriegt, verbrachte ich doch tatsächlich den ganzen Sonntag im WeWork-Büro. Als ich am Morgen nichtsahnend mit einen Grab-Taxi (die asiatische Version von Uber) von Manila nach Makati chauffiert wurde, war die Welt aber noch in Ordnung. Zumindest für mich. Grab Taxi Der Fahrer (68 Jahre alt) hatte sich frisch in der Taxi-Vermittlungs-App registriert und kämpfte mit der dahinter liegenden Technologie. Das merkte ich aber erst, als ich in seinem tadellos sauberen Fahrzeug Platz nahm. Gefunden hatten wir uns noch pünktlich und ohne Probleme, doch dann drückte er in der App anstatt den vorgesehen Knopf "zum Zielort" doch tatsächlich wieder auf den Abholpunkt - und dieser war buchstäblich mitten in der Stadt an der Seite einer etwa achtspurigen Strasse. Also zeigte das Navigationsgerät einen Weg an, welcher das Taxi einige hundert Meter der Strasse nach bis zu einer grösseren Kreuzung führte. Das wäre noch richtig gewesen. Dann aber, dass sah ich von der Taxi-Hinterbank aus, lotste ihn das System einmal rund um einen riesigen Shopping-Komplex, durch verwinkelte Strassen und Gassen, vorbei an mindestens 7 Jollibee's, mitten durch einen weiteren massiven Verkehrsknotenpunkt (bei dem der ultimative und totale Verkehrskollaps direkt hinter der nächsten Ecke lauert) und letztlich zurück zum Startpunkt. Also versuchte ich dem Fahrer höflich meine Skepsis kundzutun, dass sein Navi ihn voraussichtlich nicht nach Makati führen wird. Dies ist aber gar nicht mal so einfach auf Englisch, wenn der Gesprächspartner kein Englisch versteht. Zusätzlich musste er sich auf die Strasse konzentrieren, weil er gerade von (handgezählten) fünf Motorrädern, zwei TukTuk-ähnlichen Vehikeln, einem Auto und einem Pferd in die Zange genommen wurde. Lange Story, kurzer Sinn. Ich erreichte den gewünschten Zielort ohne Probleme. Die gesunde Skepsis der Generation Silberhaar an der neusten Technologie liess ihn bei jedem vorgeschlagenen Abzweiger ebenfalls stark (laut - in philippinisch) zweifeln. Das bringt mich direkt zum nächsten Thema. Die Sprache Tagalog ist die Nationalsprache der Philippinen und wird vorwiegend rund um Manila gesprochen. Eigentlich ist es ein grosser Mix aus verschiedenen Sprachen. Die Spanier trugen während ihrer langen Kolonialzeit (um das 16. Jahrhundert) ihren Teil zur Beeinflussung der Sprache und der Kultur bei. Viele Strassen, Orte und auch Menschen tragen auch heute noch einen spanische Namen. Die USA dann, etwa um die Jahre 1898 bis 1946, amerikanisierten das Land vollends. Nicht nur mit dem Essen, dem Fernsehen und dem Präsidenten, auch die englischen Wörter drücken in Tagalog an allen Ecken und Enden durch. Ganze Sätze werden direkt in reinem Englisch gesprochen. Es scheint so, als würde man gerade die Sprache nehmen, die einem am besten passt. Vor allem Zahlen werden fast ausnahmslos in Englisch ausgesprochen. Gemäss Kollege - weil einfacher. Das lassen wir mal so stehen. Grab Taxi 2 Nicht ganz so einfach aber scheint es zu sein, zwischen den Wolkenkratzern in Makati die richtige Einfahrt ins Innere des Gebäude-Komplexes zu finden. Als ich nämlich am Sonntagabend (nach dem Vulkanausbruch) wieder nach Hause wollte, orderte ich mir unerschrocken von den morgendlichen "Herausforderungen" erneut ein Grab-Taxi. Dieses, so sah ich in Echtzeit auf der Kartenfunktion der App, umkurvte den Wolkenkratzer aber ganze fünf Mal, bevor es letztlich die richtige Spur zur Einfahrt ins Innere erwischte. Da es bereits auf dem Hinweg etwas in zeitlichen Verzug geraten war und dann pro Runde um den Turm etwa 5 Minuten benötigte, erreichte es den Innenhof letztlich mit satten 30 Minuten Verspätung. 25 Minuten davon hatte ich stehend damit verbracht, seine Zusatzschlaufen (wie bei einem Biathlon) auf dem Smartphone-Bildschirm mitzufiebern. Als der Wagen dann letztlich durch die Einfahrt angerollt kam (und meine Fieberkurve sank), war ich erleichtert, dass es mit diesem Fahrer trotz der happigen Verzögerung doch noch geklappt hatte. Also öffnete ich die Tür und setzte den ersten Fuss in sein Auto. Doch der kleinere "Störfall" hielt ihn nicht davon ab, als erstes einmal eine Runde laut-hals loszulachen und dabei vor lauter Freude mit beiden Händen auf das Steuerrad zu klopfen. "Endlich habe ich es geschafft!" schrie er vor Aufregung, noch bevor ich vollständig in seinem Auto Platz genommen hatte. Also lachte ich mit ihm. Auch er war neu auf der App. Grab Taxi 3 Am Montagmorgen dann, als die News über den Vulkanausbruch dank lokaler Quellen auch mich noch erreichten, entschied ich mich auf den morgendlichen Fussmarsch zur Metro aus gesundheitlichen Überlegungen zu verzichten. Eine Gesichtsmaske trug ich zwar auch an normalen Tagen, weil der Smog zwischen den Hochhäusern wirklich einfach nur schrecklich ist, aber an diesem Morgen war die Stadt schon ziemlich lahmgelegt. Kaum jemand arbeitete. Selbst im WeWork Büro fehlten die Mitarbeiter. In den beiden Wolkenkratzer arbeiten an normalen Tagen um die 30'000 Menschen. Der Taxifahrer erzählte mir davon, wie er wegen des Vulkanstaubs sein Auto reinigen musste. Auch bewegten sich auf der Frontscheibe anstatt der Navi-Karte stattdessen die Fernsehbilder über den Vulkanausbruch. Dieser Taxifahrer hatte übrigens überhaupt keine Probleme mich am richtigen Ort auf- und abzuladen. Die geschilderten Fälle oben gehören effektiv der Minderheit an. Meine Erfahrungen mit Grab-Fahrern waren, mit Ausnahme der geschilderten Fälle oben, wirklich positiv. Wer hat ihn angezündet? Um noch einige Leserfragen zu beantworten: Nein, ich habe den Vulkan nicht angezündet und nein, ich plane auch nicht irgendwelche philippinische Würstchen über dem Lava zu brutzeln. Die Situation scheint mir ziemlich normal hier. Klar, der Staub hat sich über die Stadt gelegt und viele gingen nicht zur Arbeit. Ansonsten läuft aber bereits jetzt wieder alles wie an normalen Tagen. Wie ein normaler Tag von mir hier aussieht und was man dabei so erlebt, verrate ich euch vielleicht im nächsten Blog-Post.
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Wer ich bin?Mein Name ist Andrin. Ich komme aus der Schweiz und stehe durchschnittlich zwei mal pro Jahrzehnt vor tektonischen Veränderungen in meinem Leben. |